Update aus HH and moreā€¦

Mrz 11, 2022

Ich bin zurĆ¼ck von der Rocinante und wir hatten eine sehr produktive Zeit in Hamburg. Da ich ab morgen schon wieder als Segellehrer auf den Kanaren im Einsatz bin, hier, heute noch ein Update von und Ć¼ber ā€žWo ist Roci?ā€. Leider Ć¼berschattet das aktuelle politische Geschehen im Moment alles.

Auch an uns bei ā€žWo ist Roci?ā€ geht natĆ¼rlich der Russische Angriffskrieg in der Ukraine nicht spurlos vorbei und macht uns fassungs- und sprachlos, wie es dazu kommen konnte. Wie auch unsere eigene, wenn auch laienhafte, EinschƤtzung der Situation so falsch sein konnte. Auch WiR solidarisieren uns mit allen zur Flucht gezwungenen Menschen. NatĆ¼rlich auch Ć¼ber die Ukraine hinaus.

Gerade beim Segeln in den Revieren in den ƶstlichen Kykladen, sĆ¼dlich von Sizilien oder auf den Kanarischen Inseln ist im Funk regelmƤƟig von Ć¼bervollen, treibenden und manƶvrierunfƤhigen Wasserfahrzeugen zu hƶren. Und die Frage, die sich ein Skipper eines relativ kleinen Segelbootes dann stellt ist: Was tun, wenn wir irgendwann tatsƤchlich direkt auf ein in Seenot geratenes Boot mit Schutzsuchenden treffen? Diese Frage ist schwer und bisher in meinem Fall, zum GlĆ¼ck, nur in der Theorie zu beantworten. Die weitaus wichtigere Frage ist natĆ¼rlich, wie kann Frieden und Wohlstand so verteilt werden, dass kein Mensch mehr gezwungen ist vor Armut und Gewalt zu fliehen und sein Leben auf der Flucht davor zu riskieren? Auch WiR haben bisher keine Antwort auf diese Frage.

Leider ist unser Projekt nun auch unmittelbar in seinen Prozessen betroffen. Die steigenden Energie- und Treibstoffpreise verƤndern die Kalkulation der AusrĆ¼stungsphase nicht unerheblich. Bestellungen hƤngen fest und KapazitƤten werden priorisiert, was das Einhalten des Zeitplans erschwert. DarĆ¼ber hinaus gibt es jedoch offensichtlich noch einen eher immateriellen Aspekt, der uns noch Ƥrger trifft. Ich habe im letzten Jahr und mit Blick auf SARS-CoV 2 immer gewitzelt, dass sich jetzt beruflich auf Tourismus einzulassen, und nichts anderes machen ja ā€žWo ist Roci?ā€œ, ein ausgesprochen ungĆ¼nstiger Zeitpunkt sei. Die EinschrƤnkungen im Reiseverkehr und die Unsicherheiten, die viele Menschen vƶllig zu Recht empfanden und empfinden, fĆ¼hren halt leider nicht dazu, dass sich Menschen eher auf ein Abenteuer auf dem Wasser einlassen.

Jetzt haben wir eben Corona und zusƤtzlich einen Krieg auf europƤischem Boden. Und wie Du wahrscheinlich selber weiƟt, oder an deinen eigenen GefĆ¼hlen spĆ¼rst, fĆ¼hrt dies nicht zu mehr Freiheit, sondern zu Sorgen und zwar sehr existenzialistischen. Da steht Urlaub bei vielen Menschen einfach nicht ganz oben auf der Liste.

Leider spiegelt sich dies auch in den Buchungen unserer Tƶrns wieder.

Wenn Du also diesen Sommer keine Lust verspĆ¼rst weite Reisen zu unternehmen und lieber in der ā€žeuropƤischen NƤheā€œ bleiben mƶchtest, und trotzdem spannende Tƶrns mit einem jungen Skipper und einem jungen Unternehmen erleben mƶchtest, dann schaue Dir doch nochmal unsere Tƶrns an. Sie Segelreviere der Niederlande, Belgiens und Frankreichs sind leicht auch mit der Bahn zu erreichen und nicht weniger aufregend oder schƶn.Ā 

Nun zur Rocinante!

Insgesamt habe ich fĆ¼nf Tage in Hamburg, Finkenwerder verbracht, wo die Roci ja nach wie vor im Winterlager in der Werft steht. Zum GlĆ¼ck hatten wir schƶnstes, wenn auch kaltes, MƤrzwetter, sodass selbst die Lackierarbeiten der Bodenbretter erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Das war eine Arbeit, die ich doch etwas unterschƤtzt hatte. Der Zustand der Bretter war etwas schlechter und die Arbeit selbst war etwas langwieriger als ich das geplant hatte.

An dieser Stelle nochmal ein fettes Dankeschƶn an meine Freunde Tommy und AurĆ©le, die zur UnterstĆ¼tzung mit in Hamburg waren und ohne die ich echt verloren gewesen wƤre. DANKE!!!

AuƟerdem gilt groƟer Dank der Refitcrew von Skipperteam Schoenicke, die uns mit Rat und Tat und vor allem mit Equipment unterstĆ¼tzt haben.

Das AIS

Neben den Bodenbrettern, die jetzt wieder toll aussehen, haben wir den Anschluss der Solarpaneele und des Windgenerators vorbereiten kƶnnen. Dazu gehƶrte das Kabelziehen, den Einbau der Laderegler und des Inverters, sowie die Abstimmung mit dem Schlosser Dietmar vor Ort. Der GerƤtetrƤger wird nachdem die Roci am Donnerstag in die Halle geschoben wurde, am kommenden Wochenende eingebaut. Er ist wirklich krass geworden und ich bin super gespannt auf die ersten Bilder.

DarĆ¼ber hinaus haben wir das AIS (Automatic Information System), was unseren Standort, Namen, Kurs, Geschwindigkeit und vieles mehr an andere Schiffe weitergibt, genauso wie wir diese Informationen der anderen auf unserer digitalen Seekarte sehen kƶnnen, eingebaut und zum Laufen gebracht.

Der GerƤtetrƤger in der Werkstatt

Zum ersten Mal und schweren Herzens mussten wir Lƶcher in die Inneneinrichtung der Roci frƤsen und bohren, um LĆ¼ftungsklappen einzubauen und Kabel unauffƤllig zu verlegen. Das war wirklich nicht leicht, aber notwendig. Die Anschaffung von sog. Forstnerbohrern hat sich dabei als so sinnvoll erwiesen, dass ich es hier einfach erwƤhnen muss.

Viele Kleinigkeiten wurden erledigt und auch noch geplant. Kleinere Schwachstellen, wie eine Steckdose, identifiziert und beseitigt.

Es hat wirklich SpaƟ gemacht und ich habe wieder viel gelernt. Aber es war natĆ¼rlich auch anstrengend. Da ja alle anderen Aufgaben in dieser Zeit nicht einfach still stehen ist die Belastung enorm und vor und nach einem ganzen Tag arbeiten im Schiff noch E-Mails mit Behƶrden austauschen oder nach verlorenen PƤckchen suchen und mit UPS streiten lƤsst einen dann fertig ins Bett fallen. So um halb neun abends.

Gute Nacht!