Newsletter 04/23

Mai 30, 2023

Liebe Freunde,

Jan ist zurück vom Atlantik. Die letzten sieben Wochen war er mit drei Mitstreitern unterwegs, um Moana, eine schöne Dufour 500 GL, von Grenada bis nach Sizilien zu bringen. Es war ein außergewöhnlich langes Delivery und hat eine Menge neuer Erfahrungen gebracht. Und natürlich ist für jede und jeden professionelle/n Segler*in so ein Projekt ein qualifizierender Meilenstein im Lebenslauf.

Während die Atlantik Überquerung selbst, mit 15 Tagen von St. Maarten nach Horta, Faial, ohne größere Vorkommnisse und recht zügig ablief, wurde die Etappe von Cadiz nach Gibraltar zu der kürzesten und gleichzeitig stressigsten, von den insgesamt sechs Teilstrecken.

@ Jan Kamenz

Vielleicht hat ja der Eine oder die Andere von Euch bereits davon gehört, dass der Bereich zwischen Tarifa im Osten, Barbate im Norden und Kap Spartel bei Tanger im Süden im Moment für Segelschiffe nicht sicher ist. Immer wieder kommt es zu Interaktionen mit verschiedenen Gruppen von Orkas. Aktuell sind es wohl sechs verschiedene Gruppen, die sich in diesem Gebiet aufhalten und während die Segel Community, genauso wie die Wissenschaft, noch rätselt, worum es hier eigentlich geht, kommt es weiterhin zu Interaktionen, die in den meisten Fällen glimpflich ausgehen und doch, in einzelnen Fällen, durch Beschädigung des Ruderschafts und dem Eindringen von Wasser, zum Sinken der betroffenen Schiffe geführt hat. Sprich der Mensch zieht hier eigentlich immer den Kürzeren.

Als Jan und seine Crew dieses Gebiet Anfang Mai passierte folgten sie den Informationen von Seiten und WhatsApp Gruppen wie:

orcas.pt

https://www.orcaiberica.org/

Die Empfehlungen zu diesem Zeitpunkt waren klar:

  1. In dem bereits Erwähnten Hotspot, zwischen Barbate und Tarifa solle, ausschließlich bei Tag und guten Bedingungen, möglichst nah an der Küste gefahren werden.
  2. Sollte eine Gruppe oder einzelne Tiere gesichtet werden, dann sei sofort mit Vollgas das Gebiet zu verlassen und ein Funkspruch abzusetzen. Sofern erkennbar ist, wie die interagierenden Tiere zu ihrer Gruppe positioniert sind, solle man die Richtung wählen, die sie voneinander entfernen, sich also von der Gruppe entfernen.

Zur Erklärung: Diese neue Handlungsanweisung stammt von verschiedenen Akteuren, Seglern wie Biologen, und widerspricht der alten Empfehlung sich kategorisch tot zu stellen. Auch diese Informationen sind mitnichten wissenschaftlich erhoben oder getestet. Es sind Erfahrungswerte einer extrem kleinen Grundgesamtheit und somit können keine Sicherheiten gegeben werden, sollte sich ein Schiff in der Situation verhalten, wie oben erwähnt, es dann schadlos bleibt. Aber die mittlerweile gegebenen Handlungsanweisungen sind zumindest mit meeresbiologischen Erkenntnissen aus der Orka Forschung verwoben und berücksichtigen das grundsätzliche Verhalten der Tiere. Gleichzeitig sind sie plausibel, zumindest sehen wir bei Wo ist Roci? das so. Jan, der ja nun schon mehrmals in diesem Gebiet unterwegs war, einmal mit einer Interaktion mit Beschädigung seines Schiffes in 2021, einer Sichtung und einer Erfolgreichen Querung des Gebietes ohne Sichtung, beides in 2023, hat sich jedes Mal anders verhalten und würde es, je nach Situation, wieder so machen. Zum Beispiel sichteten seine Crew und er in diesem Jahr auf dem Weg nach Cadiz, also noch vor dem Befahren des Hotspots, eine größere Gruppe Orkas ca. 30sm von Land entfernt, im Golf von Cadiz. Da die Orkas nicht auf sie zu kamen und eine größere Distanz von mind. einer halben Seemeile gegeben war, stellten sie sich sofort tot. Alle Geräte außer Funk aus, Motor aus, nur keine Aufmerksamkeit erzeugen war ihr Motto. Und es funktionierte. Die Gruppe zog weiter friedlich Ihrer Wege und nach einer knappen halben Stunde, machten sich auch Jan und seine Crew auf der Moana, auf einem 90 Grad Kurs zur Zugrichtung der Orkas, auf den Weg zu ihrem Ziel. Trotz des „Totstellens“ in dieser Situation folgten sie wenige Tage später der empfohlenen Strategie und fuhren bei guter Sicht und einfachem Wetter, heißt leichte Winde aus einer geeigneten Richtung, in ihrem Fall fast Flaute oder ganz leichte Westwinde, sehr nah an Land. Sie folgten tatsächlich der 10m Tiefenlinie so oft es ging und waren jederzeit bereit Reißaus zunehmen. Das soll nur festhalten, dass ein sklavisches Folgen der Empfehlungen auch kein Garant für Sicherheit sein muss. Oder ein sich nicht daran halten immer schief geht. Und, dass jede/r Segler*in in jeder Situation seine/ihre eigenen Entscheidungen treffen muss und gut daran tut, diese anhand der vorherrschenden Situation abzuwägen.

Ob sie schadlos durch das Gebiet gekommen sind, weil sie dieser Strategie folgten, oder ob es einfach Glück war, werden wir nie erfahren. Zwei Dinge sind aber ganz klar: Wenn man nicht durch dieses Gebiet zu dieser Jahreszeit muss, dann sollte man es lassen. Und zweitens:  Wenn man nicht anders kann, dann sollten die oben genannten Strategiepunkte genutzt werden.

Ein Add on noch. Jan und seine Crew hatten (danke nochmal an Jarek und Markus) mehrere Eimer Sand dabei, die im Falle einer Verfolgungsjagd achter aus in das Wasser gestreut worden wären, um die Orkas im Wasser zu verwirren. Allerdings gehen auch hier die Meinungen auseinander, worin genau der Effekt liegt. Die einen sagen, es stört die Echolot Navigation der Orkas, die anderen sagen die Tiere bekommen es in die Augen oder das Blasloch und das würde sie davon abhalten weiter mit Schiffen auf diese, zumindest für die Schiffe schadhafte, Art und Weise zu interagieren. Nach eigener Aussage, waren sie mega froh, dass sie den Sand nicht brauchten.

So viel zu Orkas und Jan’s Abenteuern zwischen Atlantik und Mittelmeer. Jetzt kommen wir zu unserem Kern Thema:

Wo ist Roci?

Rocinante in Horta

Roci war und ist noch auf dem Atlantik. Aurel, sein Vater Ramon und sein Onkel sind gestern, nach knapp vier Wochen auf dem Atlantik, endlich auf Horta, Faial, Azoren angekommen. Wir konnten noch nicht mit ihnen persönlich sprechen, aber es ist davon auszugehen, dass sie sehr glücklich darüber sind, ihre Liebsten wieder in die Arme zu nehmen und andersherum.

Die Drei hatten sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, ohne Stop auf Bermuda, wie Jan es in 2021 gemacht hatte, direkt von Nassau, Bahamas nach Horta auf den Azoren zu segeln. Ca. 2800 sm haben sie geloggt und können nun von wirklich schwierigen Bedingungen berichten.

Immermeersehn auf Insta

In seinem ersten Beitrag auf Instagram spricht Aurel von Walsichtungen, Delfinen, Sturm und Flaute. Auch Dieselknappheit und Übergaben von selbigen, durch spanische Fischer, auf hoher See waren Aufreger ihrer Atlantiküberquerung. Ihr seht an Dramatik fehlt es dieser Seereise nicht. Und natürlich sind wir alle super froh, dass sich Roci erneut als das stabile und verlässliche Schiff erwiesen hat, für das wir sie immer schon gehalten haben und dass Aurel sich ebenfalls als der umsichtige und kompetente Skipper beweisen konnte, der er ist.

Die drei Helden – Aurel mitte

Wir bei Wo ist Roci? sind sehr glücklich so ein fantastisches Projekt begleiten zu dürfen. Im nächsten Newsletter werden wir dann genaueres von Aurel erfahren haben und hier etwas von seinem Seemenschgarn spinnen können.

Bevor wir in den Werbeblock schalten noch besonderer Dank an Jan‘s Schwester Julia, die sowohl seine Atlantik Überquerung und die nicht weniger schweren Etappen im Mittelmeer metereologisch begleitet hat, als auch Aurel und die Crew der Rocinante während der langen Segeltage auf dem Weg auf die Azoren mit Wetterinformationen und mehr unterstützt hat.

Danke Julia!!!

Hier geht’s zu unseren Instagram Kanälen:

Wo ist Roci? auf Insta

Jan auf Insta

Genau, wie angekündigt hier nochmal der Werbeblock.

Natürlich machen wir bei Wo ist Roci? das alles, weil wir Segelenthusiasten sind. Und natürlich macht es immer Freude, etwas zu tun, das man gerne tut. Gleichzeitig haben wir uns natürlich auch das Ziel gesetzt, möglichst viele Menschen zu begeistern. Und das wollen wir auf zwei Wegen tun. Zum einen soll in diesem Newsletter, der Homepage und auch den Social Media Aktivitäten der Spaß, die Freiheit, der Existenzialismus von, insbesondere Offshore Segeln, gefeiert und kommuniziert werden. Zum anderen versuchen wir durch eine Preisgestaltung, die auf Kostendeckung zielt, solche Reisen auch Menschen zu ermöglichen, die in unserer Gesellschaft nicht mit gehobenen Einkommen aufwarten können. Darüber hinaus sind wir immer bereit, auch einen Deal mit Euch zu machen. Vielleicht könnt ihr etwas sehr gut, was uns bei Wo ist Roci? helfen könnte. Also scheut Euch nicht, einfach mal anzufragen. Wir sind uns sicher, dass wir eine Lösung finden. Wer von Euch also bis hierher durchgehalten hat und Bock auf Segeln hat, melde sich und wir quatschen über Lösungen.

 

So far und fair winds

Rocinane & Jan