Newsletter 03/23

Mai 1, 2023

Wie die Zeit vergeht!

Dies ist bereits der dritte Newsletter in diesem Jahr und das bedeutet, auch wenn dieser, aus Gründen, etwas verspätet erscheint, dass Roci, nach Ihrer ersten Atlantik Umrundung, in ca. drei Monaten bereits wieder in Portugal sein wird und dass die ersten Törns dann unmittelbar losgehen.

Die Vorfreude, sowohl auf das Refit von Rocinante, als auch auf die ersten Törns, steigt so langsam ins unermessliche.

Für alle die von Euch, die bereits einen der Törns gebucht haben: Freut Ihr Euch auch schon so doll?

Für alle, die noch zögern:  Bucht jetzt einen der noch freien Plätze und freut Euch mit uns!

Dieser Newsletter ist aber besonders besonders, da ich ihn während meiner aktuellen Atlantik Überquerung auf hoher See, genauer zwischen den Azoren und dem portugiesischen Festland, schreibe. Wer von Euch es noch nicht mitbekommen hat, ich arbeite ja während Roci’s Abwesenheit als Ausbilder und Yachtüberführungsskipper und bringe aktuell die Segelyacht Moana, eine Dufour 500 GL, von Grenada nach Sizilien.

Meine Mitsegler und ich posten regelmäßig Bilder und kleine Videos. Wenn es Euch interessiert schaut mal hier vorbei:

https://www.instagram.com/wo_ist_roci/

https://www.instagram.com/jandavidkamenz/

Jetzt aber erstmal in die Karibik!

Seit dem 25.03.2023 bin ich bereits unterwegs und meine Crew und ich haben insgesamt 23 Seetage hinter uns gebracht. Viel Aufregendes ist auf den drei Etappen von Grenada nach Sint Maarten, Sint Maarten nach Faial, Azoren und jetzt aktuell Faial Cadiz passiert. Fantastische und schöne Dinge, wie Delfine, Schildkröten, die immer wieder majestätischen und Respekt einflößenden „portugiesischen Galeeren“, Walsichtungen, wenn auch nur in der Ferne und jede Menge wunderschöner Sonnenauf- und untergänge konnten wir erleben und beobachten. Es ist immer wieder traumhaft, aber natürlich auch anstrengend, diesen Existenzialismus einer längeren Seereise auf einem Segelboot zu erleben. Das Leben im Rhythmus des Schiffes und des Wetters. Der Himmel, der Schlafmangel, die Aufgaben, die einem gestellt werden und der Versuch sich im Wettstreit mit der Natur zu behaupten. Wohl wissend, dass wir nicht gewinnen können. Und, dass das ja auch nicht das Ziel ist. Das Ziel kann nur der Genuss des Privilegs sein, dass für eine kurze Zeit wir klein und die Welt groß, wir unwichtig und alles noch so Kleine um uns herum wichtig ist.

Instagram Video

Die Herausforderung besteht heutzutage immernoch, auch mit moderner Satellitentechnik darin, mit einem relativ kleinen Schiff über ein ziemlich großes Stück offenes Wasser zu fahren, wissend, dass wir dort sehr alleine sein werden. Also besteht die Aufgabe darin, die Informationen so zu analysieren und zu interpretieren, damit Schiff und Crew gesund und froh auf der anderen Seite ankommen.

Noch befinden wir uns auf dem Atlantik und wie es das Schicksal mal wieder so will, haben wir auf meiner hassgeliebten Strecke zwischen den Azoren und der Algarve just heute Nacht wieder ein technisches Problem erlebt. Nachdem ich letztes Jahr fast an der gleichen Stelle einen, offensichtlich schlafenden Pottwal gerammt hatte, zum Glück ohne schwere Folgen für Roci, mich und meine Crew und auch augenscheinlich für den Wal, gab es gestern Nacht um 02.00 Uhr morgens ein Problem mit dem Motor. Mitten in der schwärzesten Nacht  drehte der Motor erst runter und begann dann im Vorwärts- und Rückwärtsgang üble Geräusche zu machen. Im Leerlauf nicht, was schon mal ein Indiz für ein Problem mit dem Propeller war. Mitten in der Nacht ist sowas schwer zu prüfen, daher entschieden wir uns bei sehr leichten Winden, weswegen wir ja überhaupt nur mit dem Motor fuhren, den Code Zero zu setzen und die wenige Geschwindigkeit bis zum morgen mitzunehmen. Nach Sonnenaufgang begutachteten wir zuerst das Problem, indem wir eine an den Bootshaken geknotete GoPro unter das Schiff und in die Nähe des Propellers hielten. Auf diesem Wege konnten wir ein Stück Fischernetz erkennen, welches sich um unseren Propeller gewickelt hatte und so ein freies Drehen des Motors verhinderte.

 

Die Probleme mit von Fischern einfach losgeschnittenen oder entsorgten Netzen ist nicht neu und in mehrere Hinsichten eine große Gefahr. Mittlerweile sind die aus Plastikschnüren bestehenden Netze einer der Hauptgründe für Plastik und Mikroplastik in unseren Meeren, auch weil die schiere Menge unglaublich groß ist. So gerät nicht nur eine Riesige Menge Plastikmüll in die Ozeane, sondern die, zwar für die Fischer nicht mehr brauchbaren, aber ansonsten ja durchaus intakten Netze, werden zu Todesfallen für Delfine und Schidkröten, die sich in den unkontrolliert umhertreibenden Netzen verfangen und ersticken.

Schaut hier vorbei, wenn Euch das Thema interessiert und ihr Euch vielleicht sogar engagieren wollt. KYMA ist ein Verein engagierter Menschen, die einen Unterschied machen wollen und den Lebensraum Meer mit verschiedenen Projekten, von Bildung bis Forschung, schützen wollen.

KYMA -sea conservation & research

In unserem Fall konnten wir nach der Diagnose unseres Problems und einem beherzten Tauchmanöver, bei Sonnenschein und nur wenig Welle, das Stück Netz bergen und unseren Propeller so befreien. Im Grunde bin ich kein großer Freund von tiefem Wasser und habe bei den letzten Atlantiktörns den Wunsch nach Baden auf 5000 Meter Tiefe, aus Sicherheitserwägungen, immer abgelehnt. Und ich muss zugeben, so richtig wohl war mir auch diesmal nicht dabei. Wie dem auch sei, es musste sein und ich kam auf meiner nun zweiten Atlantiküberquerung und dem dritten Törn von den Azoren ans Festland zu meinem Badevergnügen. Glücklicherweise hat der Motor und das Getriebe den Schock genauso gut weggesteckt, wie die Crew und beides läuft wieder wie eine Eins.

In den nächsten Tagen werden wir Cadiz erreichen und dort nach einem sehr kurzen Stopover die Straße von Gibraltar auf dem Weg nach Osten passieren.

So weit für heute! Ich hoffe es hat Euch etwas Spaß gemacht, viele Grüße und fair winds

Jan